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The Modern Family: Die Vielseitigkeit der modernen Familie

Familien in unterschiedlichsten Formen

Familien sind das Fundament jeder Gesellschaft. Nach Duden ist eine Familie per Definition die „aus einem Elternpaar oder einem Elternteil und mindestens einem Kind bestehende [Lebens]gemeinschaft“ oder die „Gruppe aller miteinander [bluts]verwandten Personen“. Im Grunde genommen, ist die Familie eine der ältesten sozialen Gruppen, die wir kennen.

Im Verlauf der Zeit, hat sich die Form und Funktion der Familie jedoch radikal gewandelt.

„Obwohl die Familie universell ist, ist keine bestimmte Form von ihr primär oder unvermeidlich. Wie alle anderen Institutionen ist sie ein soziales Produkt, das Veränderungen und Anpassungen unterläuft.“

Wirtschaftliche, demografische und politische Entwicklungen, sowie sich auflockernde Geschlechterrollen und Einstellungen gegenüber Familie, Karriere und Kinderwunsch, sorgen dafür, dass Familien in der heutigen Zeit nicht mehr zwingend die Form der Kernfamilie, also einem verheirateten Ehepaar mit seinen leiblichen Kindern, annehmen muss.

Cohabitation statt Ehe

Die Zahl der Eheschließungen geht in Deutschland Jahr für Jahr weiter zurück, während andere Formen des Zusammenlebens auf dem Vormarsch sind.

„Neben der Verringerung der Heiratsneigung heiraten die Paare in einem immer höheren Alter: Waren ledige Männer bei Heirat Anfang der 1970er-Jahre im Durchschnitt noch etwa 25 Jahre und Frauen etwa 23 Jahre alt, so ist das Erstheiratsalter mittlerweile auf 34,6 Jahre bei den Männern und auf 32,1 Jahre bei den Frauen gestiegen (2018).“

Immer mehr Paare entscheiden sich erst spät zur Hochzeit, wenn überhaupt. Auch der Weg zum verheirateten Paar hat sich gewandelt. Unabhängig von sozio-ökonomischen Hintergrund und Bildungsgrad, ist es beinahe universell gültig, dass der erste Schritt in die Partnerschaft das Zusammenleben ist, nicht die Eheschließung.

Single, not sorry

Auch der Wunsch nach einer Partnerschaft ändert sich. Tinder - die Dating-App mit einer der größten und vielfältigsten Plattformen - hat in einer Umfrage herausgefunden, dass die Mehrheit der jungen Millennials (72 %) sich bewusst dafür entscheidet, Single zu sein, anstatt eine Familie zu gründen, da sie ihre Freiheit und Unabhängigkeit schätzen.

Fast alle Befragten (81 %) gaben an, dass das Single-Dasein ihnen über ihr Liebesleben hinaus Vorteile bringt - sie schätzen es, neue Freund*innen zu finden, mehr Zeit für ihre Arbeit zu haben und sich mehr Zeit für ihr persönliches Wohlbefinden zu nehmen.

Aus den Berichten des ONS geht auch hervor, dass Mehrfamilienhaushalte (bestehend aus zwei oder mehr Familien) in den letzten zwei Jahrzehnten die am schnellsten wachsende Haushaltsform waren, wobei die Zahl der Hausgemeinschaften (entweder als Mehrgenerationenfamilien, allein oder mit einem oder mehreren Paaren) zunahm.

Ein Beispiel für Freunde, die zur Familie werden?

Gleichgeschlechtliche Familien

Die Gesetzgebung zur gleichgeschlechtlichen Ehe wirkt sich auch auf die Veränderung der Familiendynamik aus: Seit der Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe im Oktober 2017 haben bis Ende 2021 65.600 gleichgeschlechtlichen Paare die Ehe geschlossen.

Die meisten Kinder gleichgeschlechtlicher Paare sind biologische Kinder eines der Elternteile. In Deutschland sind 44% der Kinder in Regenbogenfamilien aus früheren Beziehungen mit in die Partnerschaft genommen worden, oder wurde über andere Wege in die Partnerschaft hineingeboren.

Die Anteile an Adoptivkindern ohne direkte Verwandtschaft zu einem der Elternteile ist selten. Nur 1,9% der Kinder in Regenbogenfamilien sind adoptiert, 6% sind als Pflegekinder Teil der Familie.

Kinderlose Familien

Während die Zahl der gleich- und verschiedengeschlechtlichen Paare, die zusammenleben, zunimmt, ist die Zahl der Familien, die sich für Kinder entscheiden, nicht gestiegen. In Deutschland ist das Alter für die Erstgeburt auf ca. 30 Jahre gestiegen, zunehmend bleibt der Kinderwunsch komplett aus.

Studien zeigen, dass es eine Reihe von Gründen gibt, warum Menschen das Kinderkriegen aufschieben - oder sich dafür entscheiden, überhaupt keine Kinder zu bekommen.

Eine Studie der Hochschule Gera zeigte dabei auf, dass die Entscheidung gegen eigene Kinder dabei oft auf individueller Ebene fällt als angenommen. Auch wenn Befragte gesellschaftliche Gründe mit anführten, wie Überbevölkerung oder Angst vor der Klimakrise, waren die ausschlaggebenden Argumente persönlicher. Ganz oben auf der Liste – Freiheit und Selbstverwirklichung.

Haustiere vs. Elternschaft

Interessanterweise entscheiden sich immer mehr Menschen dafür, ihre Familie um Haustiere zu erweitern, die sie als Ersatzkinder betrachten - so sehr, dass sich Papst Franziskus veranlasst sah, eine Botschaft an verheiratete Paare zu richten, in der er sie aufforderte, Kinder anstelle von Katzen und Hunden großzuziehen.

Als Begleittiere befriedigen Haustiere bekanntermaßen unser psychologisches Bedürfnis nach Gesellschaft, Freundschaft und bedingungsloser Liebe - und für viele sind ihre Fellbabys Familie.

Verschiebung der Geschlechterrollen

Der Wandel der Familientrends und -muster geht einher mit einem Wandel der Geschlechterrollen - insbesondere mit der Ausweitung der Rolle der Frau auf die der wirtschaftlichen Versorgerin in der Familie, der Veränderung der Rolle des Mannes, die eine stärkere Beteiligung an den familiären Pflichten beinhaltet, und der Erziehung von Kindern durch gleichgeschlechtliche Paare, die die Geschlechternormen entsprechend der individuellen Identifikation zum Ausdruck bringen.

Eine kürzlich von der Gleichstellungs- und Menschenrechtskommission in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass die Mehrheit der modernen Eltern Arbeit und Kinderbetreuung nicht mehr „traditionell“ definieren. Sie glauben, dass beide Rollen und Verantwortlichkeiten geteilt werden können.

Laut der Analyse des Pew Research Centre über moderne Elternschaft nähern sich die Rollen an, wobei die Väter mehr Hausarbeit und Kinderbetreuung übernehmen - und die Mütter mehr bezahlte Arbeit außerhalb des Hauses annehmen.

Die gleichmäßige Aufteilung von Kinderbetreuung und Hausarbeit in den Familien reduziert nachweislich den elterlichen Stress und erhöht die Zufriedenheit in den Beziehungen, während eine ungleiche Aufteilung zu einer Abwanderung von Frauen aus der Berufstätigkeit führen kann.

Die zunehmende Beteiligung von Männern in Familien

Während Frauen während der ersten Zeit des Coronavirus die Hauptlast der zusätzlichen Kinderbetreuung trugen, haben Untersuchungen gezeigt, dass die Zahl der Stunden, die Männer mit ihren Kindern verbringen, im Vergleich zu früher enorm gestiegen ist - um 58 %.

Es besteht ein echter Wunsch, dass Väter eine größere Rolle bei der Kinderbetreuung übernehmen und ein besseres Gleichgewicht zwischen Arbeit und Familienleben erreichen. Die Mehrheit der Väter, die einen Vaterschaftsurlaub in Anspruch genommen haben, ist der Meinung, dass dieser ihnen eine größere Rolle bei der Betreuung ihres Kindes ermöglicht und zu einer Verbesserung des Familienlebens geführt hat.

Die Forschung zeigt, wie die verstärkte Einbeziehung und Beteiligung von Vätern an der Kinderbetreuung dazu beitragen kann, die Einstellung der Kinder zur Geschlechterrolle zu prägen und das emotionale Wohlbefinden, die kognitive Entwicklung und die schulischen Leistungen der Kinder zu verbessern.

Einstellungen ändern sich

Geschlechterrollen, Werte und Einstellungen sind fließender geworden, die Grenzen zwischen Familien- und Berufsleben verschwimmen, da Männer und Frauen sich zunehmend nicht nur als Miteltern, sondern auch als Mitversorger ihrer Kinder sehen.

Die zunehmende Verschiebung der elterlichen Rollen wurde durch eine Reihe demografischer, sozioökonomischer und kultureller Veränderungen ausgelöst, die in den letzten Jahrzehnten stattgefunden haben.

Die moderne Familie befindet sich in einem ständigen Wandel und passt sich an unsere moderne und vielfältige Gesellschaft und Kultur an.

Unabhängig von ihrer strukturellen Beschaffenheit besteht die wichtigste Funktion einer Familie darin, die Grundbedürfnisse jedes einzelnen Mitglieds zu erfüllen und ein stabiles und unterstützendes Umfeld zu schaffen, in dem sich jeder zugehörig fühlt, sei es biologisch, sozial oder rechtlich.




 

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