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The Modern Family: Wie relevant ist die "Kernfamilie" noch?

Wie relevant ist das Konzept der Kernfamilie noch?

Wie alles begann

Die 1960er Jahre waren ein Jahrzehnt voller Umbrüche; es gab eine starke Anti-Establishment-Stimmung, lautstarke Forderungen nach gleichen Rechten für Frauen und Bürgerrechtsbewegungen, die für das Ende der Rassentrennung kämpften, mit Martin Luther King, der 1963 seine berühmte Rede "I have a dream" hielt.

Es war auch eine Zeit des Umbruchs und des Übergangs für die typische Familieneinheit. Das traditionelle Familienmodell (typischerweise ein Vater als Alleinverdiener, ein oder zwei Kinder und eine Mutter, die sich um sie und den Haushalt kümmert) begann zu bröckeln und wurde nuancierter. Die Rolle der Kirche und ihrer Werte begann zu schwinden, und die Zahl der Gläubigen nahm im Laufe des Jahrzehnts stark ab. Es entstand eine starke Gegenkultur, die die "freie Liebe" und die Befreiung von den Fesseln der gesellschaftlichen Normen und Erwartungen forderte.

Wenn die Vielfalt und Inklusion, die wir in der heutigen Gesellschaft sehen können, zurückverfolgt werden sollte, kann man einen Teil des Ursprungs in eben diesen Jahren sehen. Natürlich hat es seither noch viele weitere gesellschaftliche Veränderungen und Entwicklungen gegeben.

Das Ende der Einheitsgröße für Familien

Die zunehmende Integration und Akzeptanz vielfältigerer Menschen, Gruppen und Kulturen in unserer Gesellschaft bedeutete, dass "Normen" und Traditionen einer früher eher homogenen Gesellschaft immer weniger auf die breite Bevölkerung anwendbar waren. Wir hören jetzt viel mehr unterschiedliche und vielfältige persönliche Geschichten, Anekdoten und Erfahrungen von unseren Freund*innen, unseren Kolleg*innen und natürlich in den sozialen Medien.

Wir wissen also, dass es in unserer Gesellschaft andere Familienstrukturen gibt, von denen sich vielleicht einige von unseren eigenen unterscheiden. Warum neigen wir also dazu, davon auszugehen, dass eine Familie aus der bekannten Kernfamilie besteht? Vielleicht, weil bis vor kurzem Familien im Fernsehen, in Filmen und in Büchern weitgehend so dargestellt wurden. Da wir jedoch eine egalitärere Gesellschaft geworden sind, werden in Verbindung mit der Nutzung der sozialen Medien auch andere Geschichten erzählt und gehört.

Ich sprach mit einer Kollegin von Pinsent Masons, die ihre häusliche Situation beschrieb, in der drei Generationen unter einem Dach leben (sie, ihre Geschwister, ihre Eltern und ihre Großeltern):

"Ich glaube, wir (meine Eltern und Großeltern) streiten oft über die Denkweise der jeweiligen Generation. Meine Großeltern sind eher von der alten Schule und verstehen den Ansatz meiner Eltern nicht, uns alle Freiheiten zu geben... Als ich aufwuchs, war es definitiv psychisch anstrengend, mit ständigen Streitereien aufzuwachsen, vor allem, wenn es darum ging, was man tun sollte."

Auf die Frage, ob sie und ihre Familie bei der Darstellung von Familien in den Medien gut vertreten seien oder sich einbezogen fühlten, antwortete sie:

"Nein, ich glaube nicht, dass meine Familiendynamik mit dem übereinstimmt, was die Medien als 'Familie' interpretieren. Als ich aufwuchs, fühlte ich mich komisch oder schämte mich für die Art und Weise, wie meine Familie funktionierte. Ich denke jedoch, dass die Medien heute vielfältiger sind und mehr Familiendynamiken gezeigt werden, obwohl ich noch keine Familie gefunden habe, die ähnlich wie meine dargestellt wird."

Eine andere Kollegin, mit der ich gesprochen habe, ist alleinerziehend mit einem Kind und arbeitet Vollzeit bei Pinsent Masons. Sie beschreibt, wie sie die Darstellung von Alleinerziehenden in der Gesellschaft empfindet:

"Ich habe den Eindruck, dass das Familienverständnis der Medien eher auf Paare ausgerichtet ist, als dass es alleinerziehende Familien - wie meine - in Betracht zieht. Insbesondere Alleinerziehende und Ein-Eltern-Familien scheinen immer noch als unvollständig wahrgenommen zu werden - die Namen implizieren, dass sie unvollständig sind und jemand fehlt. Die Paar-Familie wird als Norm dargestellt. Jede andere Form von Familie ist weniger vertreten. Vor allem in Kinderbüchern werden hauptsächlich klassische Familienstrukturen dargestellt. Es ist sehr mühsam, Titel bzw. Verlage zu recherchieren, die andere Familienformen zeigen. Das Problem zieht sich durch wenn es um die Rollenverteilung in den Familien geht. Gute Kinderbücher zu finden, die stereotype Geschlechterrollen hinterfragen, fordert einiges an zusätzlicher Recherche."

Schließlich beschrieb eine andere Kollegin, mit der ich sprach, noch eine andere Familienstruktur als die wahrgenommene "Norm". Auch sie war der Meinung, dass in der gesellschaftlichen Wahrnehmung mehr getan werden könnte:

"Ich habe nicht das Gefühl, dass wir als Familie ausgegrenzt werden, wenn ich in den Medien über Familie lese, aber ich habe das Gefühl, dass die Gesellschaft immer noch die Vorstellung fördert, dass eine '2,4-Familie' (d. h. Mutter, Vater, zwei Kinder) die perfekte Art von Familie ist. Als Eltern eines Kindes in einer gleichgeschlechtlichen Ehe passen wir definitiv nicht in dieses Schema. Ich habe zwar das Gefühl, dass es in der Gesellschaft mehr Akzeptanz gibt, aber die Medien könnten mehr tun, um verschiedene Familienformen, einschließlich Regenbogenfamilien, darzustellen. Zum Beispiel könnten sie bei Werbekampagnen achtsamer sein oder vielleicht mehr Kindersendungen und Zeichentrickfilme zeigen, die eine größere Vielfalt an Familien darstellen."

Es liegt auf der Hand, dass viel Arbeit nötig ist, um sicherzustellen, dass wir, wenn wir über Familien sprechen, so umfassend wie möglich sind, damit wir so viele Familien wie möglich vertreten können. Repräsentation ist wichtig. Repräsentation ist sowohl für Fachleute als auch für unsere Familien wichtig, insbesondere für Kinder und junge Erwachsene, die sich auf der Grundlage der Darstellung in den Medien eine Vorstellung davon machen, was eine Familie ist. Sie können Vorurteile oder tief verwurzelte Stereotypen entwickeln, wenn sie einer Familie begegnen, die sich von der "Norm" oder ihrer eigenen Struktur unterscheidet. Oder sie fühlen sich, wie meine Kolleg*innen beschrieben haben, vom Gespräch ausgeschlossen, wenn sie nicht angemessen dargestellt werden. Meine Kollegin, die in einem Mehrgenerationenhaushalt lebt, kommentierte, wie hilfreich die Darstellung ihrer Familie gewesen wäre:

"Ich denke, ich wäre mit weniger Scham über meine Familie aufgewachsen und hätte mich in der Regel dagegen entschieden, meine Familienstruktur nicht zu erwähnen, da ich das Gefühl hatte, dass die Leute sie seltsam fanden und zahlreiche Fragen dazu stellten. Ich habe ihnen oft gesagt, dass es nur mich, meine Geschwister und meine Eltern gibt. Aber ich glaube, die Medienvielfalt hätte meine Probleme zu 100% gelöst."

Am anderen Ende des familiären Spektrums gibt es viele Berufstätige, die entweder kinderlos sind oder keine Familienangehörigen in ihrem Haushalt haben. Wir haben uns kürzlich an unsere Community von freiberuflichen Anwält*innen gewandt und sie gefragt, wie sie ihre Situation in Bezug auf die Vereinbarkeit ihrer Bedürfnisse mit den Anforderungen der Arbeit einschätzen. Hier sind einige ihrer Kommentare:

"Es wird viel Wert auf die elterliche Verantwortung gelegt, was natürlich wichtig ist, aber das bedeutet nicht, dass diejenigen, die keine Verantwortung für die Kinderbetreuung haben, mehr Last tragen sollten und von ihnen mehr Flexibilität erwartet werden sollte.“

"Das habe ich selbst noch nicht erlebt, aber wenn ich keine Kinder oder andere Betreuungspflichten hätte, würde ich mich unwohl fühlen, wenn ich die gleiche Flexibilität verlangen würde wie jemand, der sie hat.“


"Ich habe 15 Jahre lang als Juristin gearbeitet, bevor ich Kinder bekam. Ich wurde häufig (oft ohne Vorankündigung) mit dem Arbeitspensum von Kolleg*innen betraut, die aus kinderbedingten Gründen gehen mussten. Es gab die unausgesprochene Erwartung, dass ich in der Lage sein würde, meine Arbeitszeit zu verlängern, um die zusätzliche Arbeit abzudecken, als ob mein kinderloses Leben außerhalb des Arbeitsplatzes weniger wichtig wäre."

Aus diesen Äußerungen geht eindeutig hervor, dass es eine Ungleichheit zwischen denjenigen mit Kindern und denjenigen ohne Kinder gibt, auch wenn dies nur eine Momentaufnahme ist. Wir haben dies im Rahmen unserer Kampagne untersucht, und es ist etwas, an dem auch Firmen wie Pinsent Masons unbedingt beständig arbeiten müssen, um eine Gleichstellung aller Arbeitnehmer*innen zu erreichen.

Letztendlich denke ich, dass wir als Menschen immer eine Standardvorlage vor unserem geistigen Auge haben, wie eine "Familie" aussieht. Wir sind durch geschichtliche Kontexte und die Medien darauf konditioniert worden, sie in Form der so genannten "Kernfamilie" zu sehen (ich kann mir vorstellen, dass dieser Begriff in Ihrem Kopf ein ähnliches Bild von Familie hervorruft wie in meinem). Diese unbewusste Voreingenommenheit ist in vielen Aspekten unserer Gesellschaft weit verbreitet. Ein berühmtes Beispiel ist das folgende Rätsel:

Ein Vater und sein Sohn fahren gemeinsam im Auto und haben einen schlimmen Autounfall. Der Vater ist sofort tot. Der Sohn wird mit Blaulicht ins Krankenhaus gefahren und sofort in den Operationssaal gebracht. Der Arzt besieht ihn sich kurz und meint, man müsse eine Koryphäe zu Rate ziehen. Diese kommt, sieht den jungen Mann auf dem Operationstisch und meint: „Ich kann ihn nicht operieren, er ist mein Sohn.“ - Wie ist das möglich?

Die Antwort ist natürlich, dass besagte Koryphäe - die Ärztin - die Mutter des Sohnes ist. Viele von uns sind jedoch darauf konditioniert, sich einen Arzt automatisch als Mann vorzustellen. Eine ähnliche Dynamik findet statt, wenn wir versuchen, uns die Familie eines anderen Menschen vorzustellen. Das ist an sich nicht unbedingt problematisch, aber wenn wir uns unserer eigenen unbewussten Voreingenommenheit bewusst sind, sollten wir versuchen, nicht das anzunehmen, was wir nicht vollständig über andere wissen, in diesem Fall die familiäre Situation der anderen. Um direkt auf den Titel dieses Artikels einzugehen: Die Kernfamilie ist in der Tat auch heute noch relevant, da es viele Familien gibt, auf die diese Struktur zutrifft. Gleichzeitig sollten wir den Familien, die dieser Struktur eben nicht entsprechen, mehr Aufmerksamkeit und Repräsentation sicherstellen. Zusammenfassend möchte ich direkt einen meiner Kollegen zitieren, der so wunderbar beschrieben hat, warum dieses Thema so wichtig ist:

"Es ist wichtig, mehr Vielfalt in unsere Gespräche über Familie einzubeziehen, da es in der heutigen Zeit so viele verschiedene Arten von Familien gibt. Wir als Gesellschaft und wir als Unternehmen sollten darauf achten, Menschlichkeit zu zeigen und diese Unterschiede zu respektieren, wenn nicht sogar zu feiern, und bei Bedarf entsprechende Unterstützung und Flexibilität anbieten. Wenn wir dies tun, werden Gesellschaft und Unternehmen von einem harmonischeren und produktiveren Umfeld profitieren.“

Es wird auch immer deutlicher, dass künftige Arbeitnehmer*innen eine solche Akzeptanz und Flexibilität wirklich schätzen, vielleicht weil sie zeigt, dass die Unternehmen mit der Zeit gehen. Es spricht zwar viel für die Tradition, aber ebenso viel dafür, den Status quo in Frage zu stellen.




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