Arbeit als Projektjurist 1440x700

Arbeiten als Projektjuristin: Selbständig beraten auf hohem Niveau

SF_2 30112020Lange Jahre arbeitete Susanne Forysch in leitenden Funktionen in Unternehmen und Kanzleien. Heute: weder noch. Die Volljuristin erzählt, warum Projektarbeit ideal für sie ist und gibt einen Einblick in diese Arbeitsweise, die bei so manchem deutschen Kollegen noch immer für Überraschung sorgt.

Susanne Forysch kennt beide Seiten des Tisches: die Seite der Unternehmen und die der Kanzleien. Darunter große Namen wie RWE, EWE, Statkraft, Clifford Chance und Norton Rose. Bei ihren ehemaligen Arbeitgebern war sie bereits im Bereich Energieinfrastrukturen tätig, für Kraftwerks- und Anlagenbau. Sie hat insgesamt 25 Jahre Berufserfahrung, auch in leitenden Positionen.

Und heute? Heute sitzt sie nicht mehr am Tisch, sondern nimmt sich ab und zu einen Stuhl, rückt dazu, stellt ihre Expertise zur Verfügung - und geht zum nächsten Tisch. Susanne Forysch ist Projektjuristin, die ausschließlich projektbasiert mit Unternehmen zusammenarbeitet. Sie steigt an einem gewissen Punkt des Projekts ein, berät das Unternehmen zum Vorhaben und geht wieder, wenn die konkrete Projektphase beendet ist.

 

Juristen und Projektarbeit: Für viele ein Widerspruch 

 

Der größte Unterschied zum normalen Juristinnendasein? „Projektbasiert zu arbeiten ist für Ingenieure, Planer oder IT’ler ganz normal“, sagt Forysch. „Und auch ich arbeite auf diese Weise seit vielen Jahren in Bauprojekten mit. Doch wenn ich Kollegen aus meiner eigenen Branche davon erzähle, blicke ich in fragende Gesichter.“

Denn in der Rechtsbranche gebe es weiterhin die Gewohnheit, so lange wie möglich in einer Mandantenbeziehung zu verharren. So sind es Juristen in Unternehmen und Anwälte in Kanzleien gewohnt, jahre- oder sogar jahrzehntelang zusammenzuarbeiten. Der Zeithorizont ist ein ganz anderer als der, den Susanne Forysch vor sich sieht, wenn ihre Zusammenarbeit mit einem Unternehmen beginnt.

„Das projektbasierte Arbeiten liegt mir einfach. Ich mag es, wenn Aufgaben einen Anfang und ein Ende haben“, erzählt die Juristin. „Projekte verlaufen wellenförmig. Mal gibt es ruhige Phasen, dann geht es wieder turbulent zu. Ich mag die Abwechslung, die mein Job mir bietet.“ 

 

Projekte: von kurz bis lang und immer wieder neu

Seit nunmehr sieben Jahren ist Susanne Forysch als Interim-Anwältin tätig. Als sie sich 2015 selbständig gemacht hat, ist sie rein zufällig über die Möglichkeit des project lawyerings  gestolpert. Und hat gemerkt: Das ist genau meins!

So kam es, dass sie seitdem ständig in neuen Projekten berät. Mindestens für sechs Monate, längstens waren es zwei Jahre. „Es läuft super! Die unterschiedlichen Aufgaben machen mir großen Spaß. Das kommt meinem neugierigen Naturell sehr entgegen.“ Ihre offene Art hilft ihr auch, wenn sie in neue Teams kommt und neue Menschen kennenlernt.

 

Projektjuristen haben ein besonderes Mindset

 

Susanne Forysch hat in den vergangenen sieben Jahren allerdings auch gemerkt, dass sich manche Vorurteile hierzulande hartnäckig halten. Während Projektarbeit in anderen Branchen, aber auch für Juristen in anderen Ländern längst anerkannte Normalität ist, gebe es in Deutschland immer noch Überraschungsmomente. „Noch immer treffe ich auf Juristen, die sich überrascht zeigen, wenn sie erfahren, dass ich - mit meiner hohen Spezialisierung und meiner langjährigen Erfahrung auch in leitenden Funktionen - als Projektjuristin tätig bin", sagt die erfahrene Beraterin. "Dabei erwarten die Unternehmen, für die arbeite, von mir natürlich mindestens genauso viel fachliche Expertise und Erfahrung wie auch von ihren festangestellten Juristen."

Forysch sieht in der Projektarbeit viele Vorteile für die Juristen selbst, aber auch für die Unternehmen. Sie könnten sich hervorragende Expertise ins Haus holen, auch wenn absehbar ist, dass ein Projekt nur zeitweise Spitzen in der Arbeitsauslastung mit sich bringen wird. So müssen sie niemanden fest anstellen und dann wieder kündigen, wenn der Aufgabenberg abgearbeitet ist.

 

Remote arbeiten aus dem eigenen Büro

 

Susanne Forysch arbeitet zwar regelmäßig mit Inhouse-Teams zusammen, ist aber hauptsächlich vom eigenen Büro aus tätig. Insbesondere zu Zeiten von Corona arbeitete sie komplett remote mit den Unternehmen zusammen. „Aufgrund meiner Erfahrung betreue ich die Projekte durchaus eigenständig. Ich arbeite selbstbestimmt und organisiere meine Arbeitszeit selbst, was mir sehr entgegenkommt und was ich mir so auch von meiner Selbständigkeit erhofft habe“, sagt die Juristin. 

Wer als Projektjurist berät, hat oft die Möglichkeit, remote zu arbeiten. Denn es ist nicht mehr notwendig, jeden Tag im Unternehmen aufzutauchen. Auch nach Corona wird das so bleiben, ist Forysch überzeugt. Ihr Fazit nach sieben Jahren: „Diese Art, juristisch zu beraten, macht für meine berufliche Tätigkeit total Sinn und erfüllt meine Wünsche an meine eigene Selbständigkeit. Für mich die ideale Art, zu arbeiten!“

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